Gespräch mit Beat Feigenwinter und Walter Bürgin vom Arbeitskreis Frühlingsveranstaltung
Zunftstube Braui Waldenburg, 10. März 2008
Wie kam es zur Gründung des Arbeitskreises Frühlingsveranstaltung?
Bürgin: Beat Feigenwinter und ich standen beim Brunnen hinter dem Bezirksgericht. Der alte, schöne Brunnen war kaputt, wahrscheinlich wegen Alterserscheinungen oder Frostschäden. Also nicht wegen Vandalismus. Man hatte dann das Wasser abgestellt. Die Gemeinde hatte schlichtweg kein Geld für die Sanierung. Im Gespräch kamen wir darauf, dass man etwas tun müsse. Da kam uns der Markt-Gedanken, den wir bis heute beibehalten haben. Der Gewinn des Marktes stammt aus dem Beizli, das wir selbst führen.
Feigenwinter: Die Einnahmen durch die Marktfahrer reichen gerade für die Deckung der Werbekosten. Sie bezahlen bei uns keinen fixen Betrag wie an anderen Märkten, sondern nach Umsatz. Unsere Vorstellung liegt bei 30 bis 80 Franken, die Teilnehmer zahlen jedoch den Beitrag nach ihrem eigenen Ermessen ein. Damit wollen wir die Werbekosten decken, was uns meistens gelingt. Der Reingewinn kommt aber vom Beizli. Alle zwei Jahre können zwei- bis dreitausend Franken für ein Projekt ausgeben. Dieser Betrag soll aber nicht einfach Kosten decken, sondern ein Multiplikator sein. Zum Beispiel die Brunnensanierung, die schliesslich zehntausend Franken kostete: Weil wir daran zweitausend Franken gaben, wurde dieser Effekt ausgelöst.
Bürgin: Die Gemeinde hat den Posten dann ins Budget aufgenommen. Jetzt sind alle Brunnen saniert.
Welche hat denn der Arbeitskreis Frühlingsveranstaltung bisher realisiert?
Feigenwinter: Zuerst spendeten wir 1998 für die Brunnensanierung beim Bezirksgericht, dann unterstützten wir im Jahre 2000 mit einen Beitrag die Bachsohlen-Renaturierung. Schliesslich wollten wir beim Bezirksgerichtsbrunnen eine Linde pflanzen, so wie es der Zonenplan vorsah. Diesen Vorschlag übergaben wir der Gemeinde. Doch die Anwohner machten eine Petition und wehrten sich gegen die Pflanzung eines Baumes im Stedtli. Dem Gemeinderat war das sehr unangenehm. Wir entschieden uns dann in Absprache mit dem Gemeinderat, das Geschenk zurückzunehmen. Daraus entstand die Idee, auf der Waldweide den Beginn einer Allee mit den ersten acht Linden zu erstellen. Diese pflanzten wir in Fronarbeit, deshalb reichten dafür die zweitausend Franken.
Aus dieser zunächst unerfreulichen Geschichte gab es dann diese Lindenallee. Das Lindenprojekt wurde fast zu einem Selbstläufer. Dank der Unterstützung des Fonds Landschaft Schweiz (FLS) steht nun eine Lindenallee auf der Waldweide.
Bürgin: Finanziell unterstützt wurde das Alleeprojekt auch durch den Arbeitskreis Frühlingsveranstaltung, die Jagdgesellschaft, die Zunft zum oberen Tor, die Bürgergemeinde und einige Private. Gepflanzt wurden die Bäume schliesslich von der Bevölkerung.
Weihnachtsmarkt und Frühlingsmarkt – wie unterscheiden sich diese beiden Anlässe?
Feigenwinter: Es gab –abgesehen vom Maisingen- in Waldenburg keinen Anlass im Frühling. Da kam die Idee, einen Markt mit Pflanzen und regionalen Produkten zu gestalten. Später kam dann noch das Handwerk dazu. Wir wollten aber nicht den Weihnachtsmarkt kopieren, dazu wären wir mit unseren fünf Leuten gar nicht in der Lage gewesen. Wir fingen klein an – mit 12 bis 15 Ständen. Heute sind es zwischen 50 – 60 Marktteilnehmer.
Der Frühlingsmarkt hat also ein klares Profil?
Feigenwinter: Schon, aber es soll nicht alles Bio sein. Das geht auch nicht. Wichtig sind Regionalprodukte. Da haben wir mittlerweile eine schöne Palette mit Bauernbetrieben, die tolle Produkte verkaufen. Wir stellen den Marktleuten keine Infrastruktur zur Verfügung, denn es soll auch ein gemischtes Bild mit unterschiedlichen Ständen und Zelten geben. Das ist auch eine Spezialität unseres Marktes. So nach dem Motto: „Jeder kann soviel Platz haben wie er braucht.“
Sollten die Besucherzahlen grösser sein?
Bürgin: Grösser und kauffreudiger! Der Markt soll eine Einkaufsmeile sein. Er führt die Leute direkt zum Produzenten hin.
Feigenwinter: Die langjährigen Marktteilnehmer sagen, es kämen zwar weniger Leute, die aber mehr kaufen würden. Das ist an sich positiv. Denn der Markt ist stark witterungsabhängig und die letzten zwei Jahre hatten wir Pech mit dem Wetter.
Ihr wollt mit diesem Markt aber auch eine „Metropole“ für Regionalprodukte schaffen?
Feigenwinter: Alle reden von Globalisierung. Da haben viele Kleinbetriebe, Handwerker keine Chance. Diese Entwicklung kann man nicht aufhalten. Ich denke, eine Möglichkeit der Kleinhersteller ist, den Kontakt zur Kundschaft zu pflegen, Qualität herstellen und Interesse für ihr Produkt wecken, um zu überleben. Denn wenn ich ein Produkt kaufe, will ich wissen, wie es entsteht.
Bürgin: Ich möchte hier unsere Käseproduktion erwähnen. Der Arbeitskreis Frühlingsveranstaltung kauft Bio-Milch ein und lässt diese in Mümliswil verkäsen. Es gibt zwei Sorten: Das Schlossberg-Mutschli und den Kellenberg-Hartkäse. Daneben verkaufen wir auch Schafkäse aus Tschlin und Schaf- und Geissenkäse meiner Schwester aus dem Jura. Auch bieten wir Rinds- und Schafwürste an.
Da der Alpabzug nur alle zwei Jahre stattfinden soll, besteht die Idee dieses Jahr hinter dem Restaurant Löwen eine „Cheesteilete“ mit einem kleinen Markt und einer Wirtschaft durchführen. Denn der Käseverkauf ist eine wichtige Einnahmequelle für uns. Wir setzen ihn sogar im Ausland ab – in unserer Partnerstadt Waldenburg Hohenlohe in Deutschland!
Was gibt es Spezielles am nächsten Markt?
Bürgin: Zwei Einweihungen von neuen Marktständen werden stattfinden: Die Werkgruppe Hölstein hat einen alten einachsigen Güllewagen zu einem Marktstand umgebaut. Das Güllefass ist neu gemacht worden. Darin befindet sich jetzt eine Teigmulde, in der man Produkte präsentieren kann. Daneben gibt es einen alten Leiterwagen, der von der Werkgruppe Hölstein und vom Arxhof restauriert wurde.
Wie viele Stände gibt es im 2008?
Feigenwinter: Zurzeit sind wir bei 40-45 Ständen. Aber diese Zahl wird sehr wahrscheinlich noch höher werden.
Hat man sich schon einmal überlegt, den Markt in die Frenkenstrasse zu verlegen?
Feigenwinter: Das Problem sind die Platzverhältnisse. Es wäre unmöglich, diese Anzahl von Ständen dort unterzubringen. Für mich ist auch die Kulisse im Adelberg einmalig.
Hat sich der Arbeitskreis Frühlingsveranstaltung auch überlegt, Kurse anzubieten? Beispielsweise über die Käseherstellung oder das Schneiden von Obstbäumen?
Feigenwinter: Ich denke, wir bieten eine Plattform und erwarten von den Produzenten, dass sie solche Ideen entwickeln, wenn Interesse besteht. Allerdings gibt es in Waldenburg verschiedene Exkursionen, organisiert durch den Natur- und Vogelschutzverein, oder die Aktionstage der Natur-, Umwelt- und Landschaftsschutzkommission (NULS), an denen sich die Bevölkerung – insbesondere Familien mit Kindern – beteiligen können.
Interview: Lorenz Degen
Information zum Arbeitskreis Frühlingsveranstaltung:
Eine engagierte Arbeitsgruppe
„Der Arbeitskreis Frühlingsveranstaltung ist eine Gruppe aktiver Leute, die am selben Strick ziehen“, wie Beat Feigenwinter erklärt. Es gibt keine Vereinsstrukturen, daher auch keinen Präsidenten. Mitglieder sind nebst Walter Bürgin und Beat Feigenwinter auch Fredi Bürgin, Gabriele de Caro, Roger Maurer sowie Urs Sperisen.
Der nächste Frühlingsmarkt findet am Samstag, 3. Mai 2008 statt. Die „Cheesteilete“ wird voraussichtlich am Samstag, 6. September 2008 stattfinden.